Kontaktabbruch

Veröffentlicht am 27. Oktober 2025 um 12:38

Und der Schmerz - er bleibt

Plötzlichen Kontaktabbruch/Beziehungsabbruch – zu (Ex-)Partner, Enkel, Kinder, Eltern und/oder Großeltern, in der Familie – Lesezeit ca. 10 Minuten – Autorin: Sabine Heller 

(Abkürzung: SHG = Selbsthilfegruppe)

Für Menschen, die in belastenden oder komplizierten Beziehungen leben oder gelebt haben, ist der Kontaktabbruch zu Partnern, Kindern, Eltern oder sogar Großeltern oft eine quälende Erfahrung. Das Verstehen fällt schwer, das Ertragen noch schwerer. Zurück bleiben Gefühle wie emotionale Abhängigkeit, Einsamkeit, Verlassenheit, Ablehnung und das Gefühl, nicht verstanden zu werden. Die Nächte sind lang, oft schlaflos. Du suchst nach Hilfe, sprichst mit Psychologen, Therapeuten und Ärzten. Sie alle sagen, sie verstehen dich – und doch bleibt der innere Schmerz. Er lässt nicht nach, er bleibt. Du fragst dich nach Antworten, suchst nach Fehlern, Schuldigen. Doch egal, was du findest, es ändert nichts. Der Schmerz bleibt. Alles, was du versuchst, scheint ins Leere zu laufen. Deine Gedanken drehen sich im Kreis, du fühlst dich ausgelaugt. Du weinst, schreist, fluchst – und trotzdem findest du keine Lösung, ohne dich zu verbiegen oder dich selbst aufzugeben. Andere raten dir: „Lass ihn oder sie in Ruhe.“ Doch das kannst du nicht. Du willst kämpfen. Du bist bereit, all deine Kraft aufzubringen, um das Geschehene rückgängig zu machen. Aber auch das bringt keine Erleichterung. Der Schmerz bleibt. Manche sagen: „Man muss alles geben – oder alles aufgeben.“ Doch das ist nicht wahr. Es gibt einen Weg, der dich wieder leben lässt – ohne alles geben zu müssen und ohne dich selbst aufzugeben.

Bemerkst du, dass es in diese Richtung geht? Siehst du es auf dich zukommen? Der Kontakt zu dir wird immer weniger gesucht, du immer mehr ausgegrenzt wirst und das Gefühl hast, nur noch zu stören. Du fühlst dich benutzt oder ausgenutzt oder bemerkst, dass man dich manipuliert?

Du merkst, all das kann nur jemand schreiben, der es durchlebt hat. Dass du bis hier alles gelesen hast, sagt dir und uns, dass du genauso betroffen bist, wie viele andere und noch nach Wege suchst, damit einen Umgang zu finden. Und das Thema ist so sehr komplex, dass es nur wenige Bücher oder Internetseiten gibt, die sich damit sachlich verständlich auseinandersetzen, schnell zu erfassen sind oder dir schnell einen Weg oder Ausweg bieten können.

Die traurige Antwort ist: Es gibt sie leider nicht, die Bücher, die Lösung, die dir helfen, wie mit einer Löschtaste, alles auf Null zurückzusetzen. Manchmal ist es möglich, einen kompletten Kontaktabbruch zu verhindern. Doch um das zu erreichen, bedarf man großer Unterstützung, um zu erlernen, aus alten Mustern auszubrechen. Manchmal ist es aber auch gut, dass es gerade ist, wie es ist.

Es war für mich ein langer harter Weg gewesen zu verstehen, weshalb es kam, wie es kam. Und es dauerte zu verstehen, warum es nicht anders geschehen konnte, weil ich nicht wusste, wie ich damit umzugehen sollte. Doch wie geht man damit denn nun um? Wie soll es weiter gehen?

Über plötzliche Kontaktabbruch innerhalb der Familie wird eher seltener gesprochen und geschrieben. Wie soll man das Emotionskarussel auch erklären bzw. da einen Ausweg beschreiben?

Neben dem vielen Reden über das Thema bekam ich viel Input und andere Hinweise anderer, wie ich damit umgehen könnte, was ich tun oder unbedingt unterlassen soll. Manches erreichte mich allerdings zu spät, so dass ich meinen Kontaktabbruch nicht mehr verhindern konnte. Im Gegenteil, ich verschlimmerte manche Situation, weil ich anfangs keine Unterstützung fand. Heute weiß ich, dass ich wirklich eine Art Supergau durchlebte und bin unendlich dankbar die Unterstützung anderer. Deshalb weiß ich heute, eine frühzeitige Hilfe durch den Besuch einer Selbsthilfegruppe (SHG) neben therapeutischer Unterstützung, besonders hilfreich.

SHG‘s sind in der Regel mit geringem finanziellem Aufwand für jeden Hilfesuchenden erreichbar. Mit der Gründung einer SHG half ich mir, halfen und helfen andere mir und wir anderen. In einer SHG findest du Betroffene, die Verständnis für deine Empfindungen und Gedanken haben. Auch wenn du lange in Gedankenkreisen verharrst oder oft gefühlt das Gleiche erzählst. Ich dachte damals, es endet nie. Mit jedem Kontakt (Therapeut, Ärzte, Selbsthilfegruppe) kam ich ein bisschen mehr aus diesem Sumpf der Schmerzen. Man hört dir zu und glaubt dir. Anfänglich ist man sehr dünnhäutig und es braucht etwas Zeit anzukommen. Und auch wenn man meint es geschafft zu haben, mich holt es in den vielen Jahre immer und immer wieder mal ein. Deshalb möchte ich meine SHG nicht missen. Doch der Schmerz, wenn er manchmal hochkommt, man ist damit nicht mehr allein und es tut nicht mehr so weh. Ich lebe wieder.

Manche SHG-Treffen finden ein Mal im Monat oder wöchentlich, präsent und/oder virtuell statt. Oft findet man sie bei der Caritas oder anderen gemeinnützigen Träger. Suche dir mehrere mögliche Gruppen, denn auch wie bei der Suche nach Therapeuten, es muss zu DIR passen.

Unsere Gruppe „Toxische Beziehungen & Beziehungskrisen“ trifft sich präsent als auch virtuell mindestens einmal wöchentlich. Du findest uns in der Stadt Brandenburg an der Havel. Zur Finanzierung von Miete, Zoom, Drucken von Flyern etc. nehmen wir einen Unkostenbeitrag von 3 € je Teilnahme.

Du kannst mich unter der E-Mail-Adresse shgtoxischebeziehungenbrb@gmail.com, bevorzugt über WhatsApp oder SMS anschreiben oder die Telefonnummer 0152 041 492 30 (von 10 – 20 Uhr) wählen, um mich anzurufen. Ich rufe dich in jedem Fall zurück, falls ich nicht gleich am Telefon bin.

Wir wünschen dir eine bald bessere Zeit.

Sabine


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